Dienstag, 24. Juni 2014

Festhalten woran?

Platz zwei soll nicht vergeben sein: Die Gruppe C im Prophetendiskurs

Ralf Fischer / Junge Welt


Griechenlands Kapitän Konstantinos Katsouranis hatte am vergangenen Donnerstag einen kurzen Arbeitstag. Nach 38 Minuten des Spiels gegen Japan flog der Mittelfeldspieler mit Gelb-Rot vom Platz. Nach dem Unentschieden droht den Hellenen das dritte Vorrunden-Aus bei der dritten WM-Teilnahme. Der Katzenjammer ist groß, sollte man meinen. Dem ist aber nicht so. »Ohne die rote Karte hätten wir gewinnen können. Japan war in der zweiten Halbzeit dominierend, aber wir haben uns gewehrt«, analysiert Griechenlands Nationaltrainer Fernando Santos das bisher schlechteste Spiel in der Gruppe C. Nur auf den positiven Einfluß bewußtseinserweiternder Drogen ist seine Zuversicht noch zurückführen: »Hinter Kolumbien ist der zweite Platz noch nicht vergeben.«

Möglicherweise steckt die FIFA dahinter. Ein lang gehegter Traum aller durchgeknallten Junkies: Eventuell wurde das Leitungswasser mit Drogen verunreinigt. Denn auch die fernöstlichen Kicker, die in Überzahl nicht gegen die spielerisch limitierten Griechen gewinnen konnten, gehen überzogen selbstbewußt ins letzte Gruppenspiel: »Wir werden nur unseren Stil spielen. Obwohl wir bislang nicht die erhofften Ergebnisse geholt haben, halten wir an dem fest, woran wir glauben«, erklärte der enttäuschende offensive Mittelfeldmann Shinji Kagawa von Manchester United. Festhalten woran? fragt sich der ohne Not ins Elend gestürzte Zuschauer, der sich noch zu gut an den völlig uninspirierten Mitternachtskick erinnern kann.

Größenwahn und Realitatsverlust durch Drogen? Dem Kenner der Materie drängt sich ein Verdacht auf: Koks ist im Spiel! Und wenn wir schon bei Klischees sind, steht Kolumbien oben auf der Liste der Verdächtigen. Wie in der Tabelle. Zu verdanken haben das die Südamerikaner ihrem Sieg gegen die Elfenbeinküste. Bei dem gefühlten Heimspiel ließ sich sogar der wiedergewählte kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos blicken. Er sah eine muntere Partie, in der sich die Elfenbeinküste zu keinem Zeitpunkt aufgab. Deutlich wurde, daß der Zauber von Didier Drogba längst nicht mehr so wirkungsvoll ist wie früher. Als Trainer Sabri Lamouchi den Stürmer nach einer Stunde ins Spiel brachte, köpfte ausgerechnet der ihm zugeordnete Gegenspieler Rodríguez nach einer Ecke zur Führung ein.

Zwar schoß Gervinho kurz vor Schluß noch den Anschlußtreffer für die Ivorer, doch als Sieger ging Kolumbien vom Feld. Surprise! Die Kokainkicker qualifizierten sich wohl mit Hilfe des Hauptexportschlagers ihres Landes frühzeitig für die Endrunde. Ich habe gestern all meine Ersparnisse zum Buchmacher getragen. Wenn Kolumbien nicht Weltmeister wird, bin ich offiziell bankrott. Aber was soll da schon schiefgehen?

Wie geht’s aus? Kolumbien – Japan 1:1, Elfenbeinküste – Griechenland 2:1

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