Musik ist völlig überbewertet. Jeans Team treten den Beweis an
Ralf Fischer/ Junge Welt
Das naheliegende liegt meistens so nah, daß es kaum erkannt wird. So
auch: Seitdem Kunst und Ware (n) immer ähnlicher geworden sind, sind die
Waren allesamt Kunst und die Kunst zur reinen Ware verkommen. Aber was
bedeutet das in Zeiten der kapitalen Krise? Es ist wie beim Kaugummi,
erst supersüß im Geschmack, dann kurz ein kraftvolles Aufbäumen, am Ende
völlig ausgelutscht, irgendwo ausgespuckt. Sich künstlich penetrant
aufzuhübschen, um überhaupt noch als Bückware über den Ladentisch zu
gehen, das ist das Schicksal von Kunst in der Krise.
Zeit für bittere Erkenntnisse: Beispielhaft für den derzeitigen Zustand stehen die Berliner Musikfachklempner von Jeans Team. Aus ihrer Erfahrung heraus, daß die tanzwütigen Horden noch zu jedem Beat gestampft hatten (Überraschung: was chemische Drogen nicht alles anrichten), schusterten sie ihr neues Album »Das ist Alkomerz« konsequent lieblos zusammen. Eine musikalische Berg- und Talfahrt, gespickt mit unzähligen, musikalischen Entgleisungen. Lustloses Hüpf- und Hopsgedudel, dem jeglicher poetischer Einschlag fehlt, trifft monotone Kinderlieder auf einer Überdosis Speed. Hauptsache, eine monotone Bassline läuft im Hintergrund.
Was einmal als spielerische Verknüpfung elektronischer Musik mit den übriggebliebenen Perlen, eifrig herausgepickt aus den Altlasten der Neuen Deutschen Welle, angefangen hatte, endet – ebenso wie sein Vorgänger – in affirmativem Infantilismus. Statt mit liebevoll elektronisch geklöppelten Schlagerchansons (wie z.B. »Berlin am Meer« oder »Oh Bauer«) überraschen uns die Berliner mit ganz ordinärem Kirmestekkno. Soviel kann man sagen: Der Weggang von Gunther Kreis und Henning Watkinson, die Schrumpfung vom Quartett zum Duo, hat sich nachweislich als negativ für den musikalischen Output herausgestellt. Auch wenn Jens Friebe in der FAZ die beiden übriggebliebenen Mitglieder für ihre »Rollenlyrik aus Unterschichtsicht« lobt, bleibt es trotzdem stumpfer Sprechgesang als Anleitung zum kollektiven Toben. Das kennt man selbst von H.P. Baxxter und seinen Freunden besser.
Als Animateure taugen die ehemaligen Edeltechniker kein Stück. Weder die prekären Lyrics noch das musikalische Drumherum führen in Versuchung. Die dadaistisch anmutende Textproduktion früherer Tage wurde sang- und klanglos eingestellt. Eine maximale Enttäuschung. Anfangs hinterläßt die musikalische Eintönigkeit zwar noch einige Fragezeichen beim Zuhörer. Doch diese lösen sich schnell in Nicht-Wohlgefallen auf. Ob Titel wie »Scheiß drauf« oder »Haddu Zeit«, der Hörer bleibt permanent verstört zurück. Und das bestimmt nicht, weil sich womöglich die Erkenntnis den Weg bahnt, die Einrichtung der Welt sei schlecht. Nein, weil man bleibende Schäden befürchten muß.
Einzig das Lied »Bomberjäeckchen« erinnert an gute, alte Zeiten. Im besten Sinne ist der Song ein melodisches Schlagerchanson (»Wenn Du denkst ich seh aus kacke, zieh ich an meine Bomberjacke!«), aufgehübscht mit elektronischem Sexappeal und dem berühmten Augenzwinkern zwischen den Zeilen. Doch das Lied ist eigentlich schon über zwei Jahre alt. Den Hörgenuß schmälert das nicht. Aber eine »Sozialistische Einheiz Party«, wie Jeans Team ihr neuestes Erzeugnis anpreist, braucht mehr als nur ein älteres One-Hit-Wonder.
Zeit für bittere Erkenntnisse: Beispielhaft für den derzeitigen Zustand stehen die Berliner Musikfachklempner von Jeans Team. Aus ihrer Erfahrung heraus, daß die tanzwütigen Horden noch zu jedem Beat gestampft hatten (Überraschung: was chemische Drogen nicht alles anrichten), schusterten sie ihr neues Album »Das ist Alkomerz« konsequent lieblos zusammen. Eine musikalische Berg- und Talfahrt, gespickt mit unzähligen, musikalischen Entgleisungen. Lustloses Hüpf- und Hopsgedudel, dem jeglicher poetischer Einschlag fehlt, trifft monotone Kinderlieder auf einer Überdosis Speed. Hauptsache, eine monotone Bassline läuft im Hintergrund.
Was einmal als spielerische Verknüpfung elektronischer Musik mit den übriggebliebenen Perlen, eifrig herausgepickt aus den Altlasten der Neuen Deutschen Welle, angefangen hatte, endet – ebenso wie sein Vorgänger – in affirmativem Infantilismus. Statt mit liebevoll elektronisch geklöppelten Schlagerchansons (wie z.B. »Berlin am Meer« oder »Oh Bauer«) überraschen uns die Berliner mit ganz ordinärem Kirmestekkno. Soviel kann man sagen: Der Weggang von Gunther Kreis und Henning Watkinson, die Schrumpfung vom Quartett zum Duo, hat sich nachweislich als negativ für den musikalischen Output herausgestellt. Auch wenn Jens Friebe in der FAZ die beiden übriggebliebenen Mitglieder für ihre »Rollenlyrik aus Unterschichtsicht« lobt, bleibt es trotzdem stumpfer Sprechgesang als Anleitung zum kollektiven Toben. Das kennt man selbst von H.P. Baxxter und seinen Freunden besser.
Als Animateure taugen die ehemaligen Edeltechniker kein Stück. Weder die prekären Lyrics noch das musikalische Drumherum führen in Versuchung. Die dadaistisch anmutende Textproduktion früherer Tage wurde sang- und klanglos eingestellt. Eine maximale Enttäuschung. Anfangs hinterläßt die musikalische Eintönigkeit zwar noch einige Fragezeichen beim Zuhörer. Doch diese lösen sich schnell in Nicht-Wohlgefallen auf. Ob Titel wie »Scheiß drauf« oder »Haddu Zeit«, der Hörer bleibt permanent verstört zurück. Und das bestimmt nicht, weil sich womöglich die Erkenntnis den Weg bahnt, die Einrichtung der Welt sei schlecht. Nein, weil man bleibende Schäden befürchten muß.
Einzig das Lied »Bomberjäeckchen« erinnert an gute, alte Zeiten. Im besten Sinne ist der Song ein melodisches Schlagerchanson (»Wenn Du denkst ich seh aus kacke, zieh ich an meine Bomberjacke!«), aufgehübscht mit elektronischem Sexappeal und dem berühmten Augenzwinkern zwischen den Zeilen. Doch das Lied ist eigentlich schon über zwei Jahre alt. Den Hörgenuß schmälert das nicht. Aber eine »Sozialistische Einheiz Party«, wie Jeans Team ihr neuestes Erzeugnis anpreist, braucht mehr als nur ein älteres One-Hit-Wonder.
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