Ralf Fischer / Junge Welt
Es ist zum Haareraufen. Wenn der Engländer im Elfmeterschießen antreten muß, kann er die Kapitulationserklärung unterschreiben. Vielleicht hat das als Running Gag begonnen, spätestens seit dieser EM ist es bitterer Ernst. England kann nicht Elfmeterschießen. Selbst, wenn die Mannschaft, wie in der letzten Woche, fast nichts anderes trainiert. Es geht einfach nicht. Rein anatomisch gesehen, ist es wohl eine Kopfsache. Aber da kann der Fuß noch so derbe wollen, wissen die Hobbypsychologen: Es geht einfach nicht.
Hintergrund ist wahrscheinlich die Mutter aller Krisen: ein Kriegstrauma. Der Engländer ist es gewohnt, im wildesten Sturm seine Insel zu halten. Im Fußballerjargon heißt das: Die Null hinten steht, der Wikinger kann kommen. Mit der Feuerkraft im Angriff sieht es dagegen mau aus. Ein Rooney macht noch keinen Titelaspiranten. Und die »young bombers« Danny Welbeck und Andy Carroll sind noch lange nicht auf internationalem Topniveau.
Womöglich rettet das frühe Ausscheiden der Engländer eine Menge
Beziehungen und die eine oder andere Ehe. Das wäre äußerst begrüßenswert
und ein kaum zu unterschätzender Beitrag im ständigen Ringen um den
Weltfrieden. Folgt man den Aussagen des größten britischen
Internetanbieters für Seitensprünge jeglicher Art, Illicit Encounters,
so fühlte sich die englische Damenwelt in den vergangenen Wochen
ziemlich vernachlässigt. Seit Beginn der EM soll die Zahl der weiblichen
Mitglieder, die ein Liebesabenteuer suchen, um 77 Prozent gestiegen
sein. Während des letzten Gruppenspiels gegen die Ukraine sogar um ganze
82 Prozent. Die sogenannten Fußballwitwen können froh sein. Ihre Männer
sind zurück aus dem Krieg! Und falls einer Lust auf Abwechslung neben
den ehelichen Verpflichtungen verspürt, hätte ich noch etwas im Angebot:
Anyone for Tennis?