Mittwoch, 8. Februar 2012

Einer geht, zwei bleiben

Bei Dynamo Dresden werden die Vereinslegenden nicht alt

Ralf Fischer / Junge Welt

Letzte Woche gab Dynamo Dresden bekannt, daß Volker Oppitz als Geschäftsführer »auf eigenen Wunsch« zurückgetreten war. Oppitz hatte den Job seit Juni 2010, nachdem er für Dynamo über 200 Spiele bestritten hatte. Dann bekam der Liebling der Fans statt eines neuen Spielervertrags, die Position des Geschäftsführers angeboten. Dieser Sprung ins kalte Wasser machte ihm gesundheitlich zu schaffen. Wegen körperlicher Erschöpfung mußte Oppitz im vergangenen Jahr eine mehrwöchige Ruhepause einlegen. Laut Dynamo-Präsident Andreas Ritter ist der Rücktritt Oppitz’ persönliche Angelegenheit. Dieser hätte ihm gesagt, »daß er sich für seine Familie und seine drei Kinder schützen will, um nicht wieder in so eine Situation zu kommen, in der er Anfang 2011 war.« erzählte Ritter der Dresdner Morgenpost. Anders als Oppitiz haben Sportdirektor Steffen Menze und Trainer Ralf Loose ihre zum Saisonende auslaufenden Verträge jeweils um zwei Jahre verlängert.

Allgemein betrachtet tut sich Dynamo mit seinen Vereinslegenden eher schwer. Anfang der 90er Jahre betraf es Klaus Sammer und Ralf Minge. Als Trainer waren sie in Dresden wenig gelitten und wanderten recht schnell dorthin ab, wo man professioneller arbeitete: zum DFB, bzw. zu Bayer Leverkusen. Als Trainer hatte Eduard Geyer seine erfolgreichste Zeit bei Energie Cottbus, und Hans-Jürgen Kreische arbeitet derzeit für den reichen Emporkömmling aus Leipzig. Über den Rauswurf von Matthias Mauksch hüllt sich nur deshalb der Mantel des Schweigens, weil sein Nachfolger Ralf Loose überraschenderweise Dynamo zum Aufstieg führte.

Harmonisch ging es auch unter Oppitz nicht zu. Der Geschäftsführer und Aufsichtsratschef Thomas Bohn waren selten einer Meinung. Als es im letzten Jahr um den Nachfolger von Trainer Mauksch ging, setzte sich Oppitz vehement für den derzeitigen Trainer Ralf Loose ein, während Bohn ganz andere Kandidaten präferierte. Die Frage des externen Sponsorenpools entzweite die beiden ebenfalls. Während Bohn als Sponsor im Pool vorneweg mitschwamm, bastelte Oppitz gemeinsam mit dem Sportchef Steffen Menze und Trainer Ralf Loose eine Mannschaft zusammen, die ohne zusätzliche Sponsorengelder für den Verein bezahlbar war. Geteilter Meinung war man auch über die nächsten Ziele. Während der Sanierer Oppitz den Verein langfristig in der 2. Liga halten wollte, strebt der Unternehmer Bohn so schnell wie möglich in den Aufstieg in die Bundesliga an.

Dabei war unter der Führung von Oppitz im wirtschaftlichen Bereich endlich eine Trendwende bei Dynamo eingeleitet worden. Das vergangene Geschäftsjahr konnte der Verein seit langer Zeit erstmals wieder mit einem Gewinn abschließen. Der Abschied von Oppitz könnte gleichzeitig auch der Abschied von dieser neuen Bescheidenheit bedeuten.

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