Samstag, 7. Mai 2011

»Obama Drivebye«

Wie Rapper auf den Tod bin Ladens reagierten

Ralf Fischer / Junge Welt

Nach dem Tod von Osama bin Laden ist der Scherbenhaufen riesig. Nicht nur in Pakistan. Nicht nur militärisch. Al-Qaida muß viel mehr als einen neuen Amir finden. Die Stilikone des Dschihad, der erste islamische Popstar des 21.Jahrhunderts, muß ersetzt werden. Wer kauft auf afghanischen Märkten schon T-Shirts mit dem Konterfei von Aiman Az-Zawahiri?

Die Leerstelle wird nur schwer wieder zu füllen sein. Dieses Gefühl beschleicht auch den einen oder anderen Rapstar, hier wie in den USA. Überall gibt es komischste Kommentare und Tweets zum Thema. Während sich der Berliner Rapper Fler mit »Osama RIP« kurz faßte, brachten andere ihren ganzen Frust über die Verfaßtheit der Welt in zwei Zeilen unter. »Müßte die gesamte US-Regierung jetzt nicht auch getötet werden, damit man von Gerechtigkeit auf ganzer Linie sprechen kann?«, schrieb Kool Savas (»Euer bester Freund«). Savas’ ehemals bester Freund, Eko Fresh (Foto), zeigte sich dagegen nach langer Abstinenz mal wieder von seiner kreativeren Seite: »Obama Drivebye«.

In den USA ist die Freude groß, nicht nur bei Schauspieler und Rapper LL CoolJ (»Schachmatt!«). Snoop Dog, Rapstar des Jahrhunderts, gedachte in einem Tweet der Opfer von 9/11 und forderte, die amerikanischen Soldaten endlich zurück nach Hause zu holen. Sein Statement endete: »Senkt die Benzinpreise und laßt uns glücklich weiterleben«. Das sieht Skillz genauso: »Obama, du hast (Donald) Trump und bin Laden in einer Nacht gekillt. Mann, du wirst eine gute Woche haben, Bruder. Jetzt kümmer’ dich um die Benzinpreise, damit die uns nicht umbringen!«

Einer der wenigen Stars, die dem Mainstream widersprechen, ist Chuck D von Public Enemy: »Die USA sind wieder mal die Besten. Gewinner der Tötungsmeisterschaften und Gold in der Mord-Olympiade. Und die Massen spielen verrückt.« Er wünscht sich, daß ein UFO auf der Erde landet und Aliens uns Vernunft beibringen oder vernichten. The Game bringt seine Solidarität etwas anders auf den Punkt: »Bin Laden ist weg … Der Nigger ist tot!«

Vom Tod des »Niggers« sind viele deutsche Rapper nicht restlos überzeugt. Sido, dessen Seelenfrieden daran hängt, ob ein »Araber das Weiße Haus niederbrennt«, twitterte: »Das war nicht Osama!!! Alles Topstory!!!« Sein ehemaliger Labelkollege Bushido allerdings hat eine Begründung für den Zeitpunkt des Todes parat: »Bin Laden tot? Ich denke, Amerika muß seinen gescheiterten Haushalt überspielen und macht wieder mal nur Stimmung!« Wie es sich für eine Predigt gehört, steht am Ende ein Glaubensbekenntnis: »Glaube denen kein Wort!!!«

Nicht alle Rapper nehmen sich und das Ereignis so ernst. Prinz Pi fragte schnodderig: »Osama bin Laden tot? Dem sein letztes großes Album war aber auch schon ’ne Weile her, oder?« Massiv, Ghettorapper aus Pirmasens, empfahl sich etwas holprig und spät als Fluchthelfer. »Osama, hättest du auf mich gehört und hättest dich in Wedding weiter aufgehalten.« Dort schlägt bekanntlich höchstens der Mond auf, aber keine amerikanische Spezialeinheit.