Donnerstag, 9. August 2007

Generation Jihad

Hassgesänge: In der deutschsprachigen Rap-Szene wird immer öfter gegen Juden gehetzt

Von Ralf Fischer / Jüdische Allgemeine


Araber aus Untergrund/ Nationalstolz ist gesund/ Judenhass mit Hintergrund“ tönt es aus dem Lautsprecher. Auf dem Computerbildschirm ist das Bild einer in Brand gesetzten israelischen Fahne zu sehen. Der unbekannte Interpret rappt im Refrain weiter: „Alle Nazis sagt nicht nein/ töte jedes Judenschwein/ Die Yahudis sind gemein/ Alle sollen sie hier krepieren/ Araber werden hier regiern.“ Sein Kompagnon, ein sich selbst als „stolzer Deutscher“ bezeichnender Rapper, besiegelt am Ende des Songs namens „Juden Diss“ den „arabisch-deutschen Bund“ mit einer Androhung à la Ahmadinedschad: „Israel, die Bombe macht, tick, tick, tick, boom …

Solche an Deutlichkeit kaum zu überbietenden antisemitischen Töne sind im deutschsprachigen Rap schon lange keine Seltenheit mehr. Offen propagierter Judenhass ist in der Szene auf dem Vormarsch. Zwar werden diese selbst produzierten Videos nicht bei den großen Musiksendern MTV oder VIVA gesendet, aber dank Internetplattformen wie YouTube und Myspace wächst ihr Einfluss in der Jugendsubkultur beständig. „Türke, Moslem/ hasse die Ostdeutsche/ dass sind Hurensöhne/ wie die Scheiß Juden“ rappt ein Anhänger der türkischen Grauen Wölfe auf YouTube. „Palästina unsere Brüder/, gegen Scheiß-Juden“ geht es in dem Text von Karub aus Berlin-Moabit weiter. In der Selbstbeschreibung seines Videos heißt es: „diss gegen pkk aggro berlin christen juden israel griechen. Palästina und die anderen moslems wir halten immer zusammen.

Dissen, sprich, Gegner und Konkurrenten musikalisch und verbal mit Schmähreden zu überziehen, ist ein integraler Bestandteil der Rapkultur, seit diese in den frühen 80er-Jahren in den USA entstand. Es geht darum, den eigenen Status innerhalb der Szene als harter und authentischer Battle- und Streetrapper aufzuwerten. Die Zielobjekte sind meist ehemalige Weggefährten, die zu Konkurrenten wurden, oder kommerziell erfolgreiche Vertreter der Subkultur.

Nicht selten wird gerade in diesen Songs auf antisemitische Codes und Karikaturen zurückgegriffen. So wird der deutsch-moslemische Rapper Massiv, der vor wenigen Monaten einen lukrativen Plattenvertrag bei SonyBMG unterschrieb, von einem Rapper namens Bözemann in einem Diss-Video im Netz symbolisch begraben. Auf dem Grabkreuz ist neben dem Namen von Massiv ein Davidstern zu sehen. In der Beschreibung des Videos heißt es dazu: „Massiv wird auseinandergefickt vollgewixt im wald verscharrt und als Jude abgestempelt.“ Das im Mai veröffentlichte Video wurde bisher über 50.000 mal im Internet abgerufen. In den Kommentarspalten beschimpfen sich die Fans gegenseitig als „Hurensöhne“ und „Juden“.

Ihre Vorbilder finden die jugendlichen Hassrapper nicht zuletzt bei Größen der Szene wie Bushido, dem wohl bekanntesten Deutschrapper. Der schaffte im Jahr 2002 mit seinem Album Carlo, Cox, Nutten den Durchbruch zu einem Majorlabel. Taliban heißt ein Song auf der CD. Dort outet sich der erfolgreiche Deutschrapper als Fan antiisraelischer Selbstmordattentäter: „Ich mach ein Anschlag auf dich wie in Tel Aviv … Wenn ich will, dann seid ihr alle tot, ich bin ein Taliban.

Mit seiner Begeisterung für islamistische Terrorgruppen steht Bushido nicht allein. Der von VW geförderte Nachwuchsrapper Prinz Pi sieht sich als Teil einer „Generation Jihad“ und der Frankfurter Rapper Azad kündigt auf seinem Album Betonklassik den kommenden „Rap-Holocaust“ an.

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