Antifaschisten blockierten rechten Aufmarsch und feierten antirassistisches Fest
Ralf Fischer / Neues Deutschland
Zwei Polizei-Hubschrauber flogen am
Sonnabend bedrohlich tief über die Landsberger Allee hinweg, überall
standen am S-Bahnhof Polizisten in Kampfmontur bereit. Die Berliner
Neonaziszene hatte mobil gemacht. So genannte »Freie Kräfte
Berlins« wollten zwei Tage nach dem weltweiten Antikriegstag unter
dem Ruf "gegen imperialistische Kriegspolitik" ihre eigene
Propagandaschau auf den Straßen Berlins durchsetzen.
Rund 500 Antifaschisten stellten sich
unter dem Motto "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein
Verbrechen!" in den Weg. Sie folgten dem Aufruf des Bündnisses
»Gemeinsam gegen Rechts« und versammelten sich südlich des
S-Bahnrings, um den Neonazis ihren Protest entgegen zu halten. Da die
Gegendemonstranten die ursprüngliche Nazi-Route besetzt hielten, sah
sich die Polizei gezwungen, den fünfstündigen Nazi-Aufmarsch über
eine Ersatzstrecke umzuleiten.
Die bis zu 100 Anhänger der braunen
Kameradschaften um den landesweit berüchtigten Neonazi Christian
Worch aus Hamburg traten in schwarzen Kapuzenpullovern auf, waren
äußerlich kaum von den linken Gegendemonstranten zu unterscheiden
und trugen auch einige Palästinafahnen und verkehrt herumgedrehte
USA-Flaggen.
Nach Polizeiangaben wurden drei Neonazis wegen eines
Angriffs auf Polizisten und ein weiterer Rechter wegen Tragens von
Nazisymbolen festgenommen. Ein antifaschistischer Demonstrant wurde
wegen der Straßenblockade festgesetzt. Eine weitere
antifaschistische Aktion gab es am Bahnhof Schöneweide mit dem Fest
für Demokratie und Toleranz, zu dem 1000 Besucher erschienen waren.
Der Ort hat sich in der Vergangenheit zu einem Treffpunkt der rechten
Szene entwickelt.
Bei einer parallel stattfindenden
NPD-Kundgebung wurden nach Polizeiangaben nur bis zu 20 Teilnehmer
gezählt. Nach Informationen der Antifaschistischen Linken haben
zahlreiche Rechtsextremisten versucht, das antirassistische
Straßenfest zu stören. Besucher wurden auf dem Nachhauseweg
angegriffen und verletzt. Laut Polizei gab es während des Festes
keinerlei Zwischenfälle.