Sonntag, 6. Februar 2005

Die alte Leier

Mit der Mitte in die Zukunft heißt Tradition pur

Ralf Fischer / hagalil.com

Im Wettstreit um Wählerstimmen waren die so genannten demokratischen Parteien in diesem Land noch nie sonderlich zimperlich. Vor allem die CDU/CSU läuft immer wieder zu Höchstform auf, wenn es darum geht, den braunen Sumpf mittels der eigenen braunen Propaganda anzuzapfen.

Das viel zitierte Dogma, dass es rechts neben der CDU/CSU keine demokratische Partei geben kann, ist ein wichtiger Faktor, dass innerhalb der Christdemokraten und -sozialen die rechte Klientel kein Randphänomen bleibt, sondern schon immer die braune Mitte in der Partei darstellt.

Das mal wieder unter Beweis zu stellen, trat im Januar beim 7. politischen Neujahrstreffen der extrem demokratischen Rechten in München das CSU-Mitglied Thomas S. Fischer im Rahmen einer Podiumsdiskussion gemeinsam mit dem NPD- Fraktionsvorsitzenden im Sächsischen Landtag Holger Apfel auf. Ziel der Veranstaltung, so sagte der auch anwesende Vorsitzende der so genannten Deutschen Partei, Ulrich Pätzold gegen über dem ZDF-Magazin Mona Lisa, sei, dass "unsere Nachkommen" ein starkes Vaterland in Zukunft erleben, im Gegensatz zum derzeitigen, dass an "Überfremdung, Überschuldung, Überalterung und an übernationaler Beherrschung" leide.
Bei diesem braunen Stammtischtreffen wollte der CSUler Fischer natürlich nicht hinter die anderen Protagonisten der deutschen Neonazisszene zurückfallen. Im Kampf um die Stimmen des deutschen Volkes erprobt, formulierte er seine Ressentiments ins zahlreich versammelte Publikum: "Wenn Herr Beckstein keine Probleme hat, Michael Friedman zu duzen, dann muss ich mich auch nicht dafür schämen, heute mit Holger Apfel an einem Tisch zu sitzen." Punkt, Satz, Sieg.

Es ist die alte Leier in diesem Land, die Opfer werden zu Tätern gemacht, entweder damit man endlich gegen sie wieder mit Verve vorgehen kann, oder um mit ihren erklärten Feinden ein wenig über eine neue Endlösung plaudern zu können. Früh übt sich eben was ein demokratischer Antisemit sein will. Es bleibt nur noch ein Fazit, geklaut von der Elektropopband Egotronic: "Bekackte Deutsche, nichts hat sich geändert, bekackte Nazis!"

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