Samstag, 19. Juli 2003

Neonazis in Berlin

FIGHT.BACK, 40 Seiten, nur Portokosten, Spenden erwünscht. Bezug: E-Mail: fight.back@web.de

Ralf Fischer & Andreas Siegmund-Schultze / Junge Welt

Die Gefahr, die in Berlin von der militanten Neonaziszene ausgeht, darf nicht unterschätzt werden. Zu diesem Urteil kommt man beim Lesen der jüngst erschienenen Antifarecherchezeitschrift FIGHT.BACK. Im Heft finden sich ausführliche Informationen zum Organisierungsgrad des Rechtsextremismus in den Stadtteilen Pankow, Treptow, Moabit und Rudow. Dabei sticht hervor, daß die militante Neonaziszene überall in Berlin fest organisiert ist.

Anhand zahlreicher Beispiele wird deutlich, daß Neonazis über ein enggewebtes Netz von Stützpunkten verfügen, egal ob im West- oder Ostteil der Stadt. Dazu sind Neonaziläden ebenso zu zählen wie Kneipen, Restaurants, Jugendclubs, die Landeszentralen von NPD und Republikanern, aber auch Kleingartenkolonien und Bahnhöfe des öffentlichen Nahverkehrs.

In FIGHT.BACK findet sich ein Verzeichnis von etwa 200 rechtsextremen Führungspersonen, die allesamt konkreten Aktionen oder Gruppen zugeordnet werden. Zu vielen Organisationen, also Parteien und anderen Gruppen wie Kameradschaften, bietet das Heft Hintergrundartikel und Bildmaterial. Die Artikel dokumentieren eine Vielzahl rechter Übergriffe und Propagandadelikte sowie Anschläge, Schändungen jüdischer Friedhöfe und antifaschistischer Gedenkstätten.

In der Zeitschrift wird die sogenannte Grauzone nicht übergangen, d.h. die Beziehungen zwischen rechtsextremen und bürgerlichen Organisationen und Einzelpersonen. FIGHT.BACK enthält außerdem einen Beitrag zu neuen Entwicklungen im rechtem Lifestyle und untersucht kritisch das Engagement zivilgesellschaftlicher Initiativen, Neonazis zum Ausstieg aus ihren Gruppierungen zu bewegen. Außerdem werden in einem Interview mit Vertretern antifaschistischer Initiativen die Positionen der organisierten Antifa deutlich. Ihre Forderung: Antifaschistische Arbeit darf sich nicht im Kampf gegen neue und alte Nazis erschöpfen, auch Alltagsrassismus, Antisemitismus und Chauvinismus sind anzugreifen. Die Broschüre soll dazu beitragen, »eine Basis für konkrete antifaschistische Arbeit in Berlin zu schaffen«. Im Internet steht sie unter www.treptowerantifa.de zur Verfügung.